Nach dem Ersten Balkankrieg wurde der heutige Kosovo 1912 größtenteils Serbien, die Gegend um Peja Montenegro zugeschlagen. Ab 1918 war der Kosovo dann Teil Jugoslawiens.
Nach dem Balkanfeldzug gliederte Mussolini am 12. August 1941 dem seit April 1939 in Personalunion von Italien kontrollierten Königreich Albanien, das zu dieser Zeit ein italienischer Vasallenstaat war, der Kosovo sowie einige mazedonische und montenegrinische Gebiete an. Der Nordkosovo wurde vom Rest der Provinz abgetrennt und wurde Teil des Militärverwaltungsgebiets Serbien unter deutscher Kontrolle. Diese Neuordnung der Grenzen wurde allerdings nur von den Achsenmächten anerkannt. Die albanische Miliz im Kosovo vertrieb in dieser Zeit zahlreiche Serben. Der Kosovo war Teil des größeren Partisanenkriegs in Jugoslawien; die Volksbefreiungsarmee von Josip Broz Tito war hier gemeinsam mit der mit ihr verbündeten Kommunistischen Partei Albaniens unter Enver Hoxha präsent und bekämpfte eine bewaffnete antikommunistische Gruppe albanischer Nationalisten, die Balli Kombëtar.[42]
Nach dem Kriegsaustritt Italiens im September 1943 wurden Albanien und der Kosovo von deutschen Truppen besetzt.[42] Nach der deutschen Besetzung wurde am 1. Mai 1944 die 21. Waffen-Gebirgs-Division der SS „Skanderbeg“ (albanische Nr. 1) vor allem aus Freiwilligen aus dem Kosovo aufgestellt, da das Besatzungsregime in Albanien bereits seinen Rückhalt verloren hatte. Diese Division sollte vor allem gegen jugoslawische Partisanen kämpfen. Die Angehörigen der Division, die jedoch nie an die Front gelangte und von der Wehrmacht nur für Wachdienste eingesetzt wurde, vertrieben etwa 10.000 serbische Familien und ermordeten zahlreiche Serben und Juden. Im Juni fiel die Division auch nach Montenegro ein. Am 1. November 1944 wurde sie aufgelöst. Anschließend kam es zu serbischen Racheakten an den Angehörigen.[43][44]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Autonome Region „Kosovo und Metochien“ am 3. September 1945 ebenso wie die Autonome Region Vojvodina Bestandteil der Sozialistischen Republik Serbien innerhalb der Sozialistischen Bundesrepublik Jugoslawien.[45] Die volle rechtliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Gleichberechtigung der Geschlechter wurde erstmals in der jugoslawischen Verfassung von 1946 garantiert. Mit der Neugestaltung der Grenzziehungen innerhalb Jugoslawiens und der Zusammensetzung Serbiens mit zwei autonomen Provinzen verfolgte die neue politischen Führung unter Josip Broz Tito nach den Erfahrungen der Zwischenkriegszeit die Absicht, ein Gleichgewicht zwischen den Serben und den anderen Nationen des Landes herzustellen. Für die Serben bedeutete diese Staatskonzeption eine Schwächung im Vergleich zu ihrer Stellung in der Zwischenkriegszeit, da sie nun einerseits große Bevölkerungsgruppen in Kroatien und Bosnien-Herzegowina stellten und andererseits in der Autonomen Region Kosovo eine mehrheitlich albanische Bevölkerung und in der Vojvodina eine starke ungarische und kroatische Minderheit hatten. Ein weiterer Grund für diese Anordnung bestand darin, dass Tito in den ersten Jahren nach dem Krieg eine Eingliederung Albaniens in eine von Jugoslawien dominierte Balkanföderation verfolgte, der auch Bulgarien hätte beitreten sollen.[46]
Flagge der albanischen Minderheit im sozialistischen JugoslawienMit der jugoslawischen Verfassung von 1963 wurde die Autonome Region Kosovo in eine Autonome Provinz (Kosovo-Metohija, kurz ‚Kosmet‘[47]) umgewandelt, was formell eine Besserstellung bedeutete, faktisch jedoch zu einer stärkeren Abhängigkeit von der Republik Serbien führte, wodurch sich die Möglichkeiten der politischen Beteiligung auf Ebene der Bundesrepublik verringerten. Als Zugeständnis an Serbien erhielten die Republiken größere Befugnisse, insbesondere für ihre Politik gegenüber den Autonomen Provinzen.[48]
Schrittweise seit 1967,[49] besonders aber mit der Änderung der jugoslawischen Verfassung 1974 wurden die zuvor eher formal schon bestehenden Autonomierechte ganz erheblich erweitert und das Mitbestimmungsrecht in der Föderation massiv ausgebaut.[50]
In den 1980er Jahren wurden nationalistische Bestrebungen sowohl bei den Serben als auch bei den Albanern stärker. Beide Volksgruppen beklagten die gegenseitige Diskriminierung. Die Kosovo-Serben sahen sich durch die mehrheitlich albanische Provinzregierung und die Kosovo-Albaner wiederum durch die Republik Serbien benachteiligt. Parallel wurden Stimmen laut, die eine eigene Republik Kosovo innerhalb Jugoslawiens oder gar eine Sezession des Kosovo aus dem gesamtjugoslawischen Staatsverband forderten. Nationalistische Propaganda auf beiden Seiten heizte die Stimmung weiter an und begünstigte unter anderem die Machtergreifung von Slobodan Milošević, der grundlegende Reformen versprach.
Der Autonomiestatus des Kosovo aus dem Jahr 1974 wurde im Rahmen der sogenannten Antibürokratischen Revolution von 1989 auf Betreiben von Slobodan Milošević durch einen Beschluss des serbischen Parlaments stark eingeschränkt und offiziell auf den Stand von 1963 zurückgesetzt. Daraufhin riefen die wichtigsten albanischen Politiker zum Boykott aller serbischen staatlichen Einrichtungen auf, dem so genannten gewaltfreien Widerstand. Schon während der Jugoslawienkriege flohen auch viele Kosovaren, obwohl es im Kosovo selbst nicht zu Kriegshandlungen gekommen war. Die Kosovo-Albaner baten in verschiedenen europäischen Ländern um Asyl und beklagten die Verletzung ihrer Menschen- und Bürgerrechte durch die Regierung Milošević. Es gab seit 1989 durch den Boykott vielerorts kein albanischsprachiges Schulwesen mehr, Albaner wurden oftmals willkürlich enteignet, ihre Vereine und politischen Parteien waren verboten, sofern sie der politischen Linie der Regierung Milošević nicht entsprachen. Die meisten im Staatsdienst beschäftigten Albaner sollen nach 1989 aufgrund ihrer Volkszugehörigkeit entlassen worden sein. Im September 1992 erklärten sich die Albaner im Kosovo durch ein Referendum erstmals für unabhängig. Jedoch einzig von Albanien wurde die Republik Kosova anerkannt.[51]
Ibrahim Rugova (1944–2006), Gründer der Demokratischen Liga des Kosovo, Präsident des Kosovo (2002–2006) und international bekannt als Symbolfigur des gewaltfreien Unabhängigkeitskampfes der Kosovo-Albaner.Nachdem die internationale Gemeinschaft eine weitgehende und funktionierende Autonomie des Kosovo aus der Friedenskonferenz von Dayton im Jahr 1995 ausgeklammert hatte, verschärften sich die Konflikte zwischen den Volksgruppen und die Forderung nach staatlicher Unabhängigkeit weiter. Separatistische Gruppen, darunter die Demokratische Liga des Kosovo, errichteten mit der „Republik Kosova“ einen Schattenstaat, dessen Parallelinstitutionen unter anderem Schulbildung und medizinische Versorgung der Albaner sicherstellen sollten. Der lange Zeit gewaltfreie Widerstand ging ab etwa 1996 unter Führung der UÇK in kämpferische Auseinandersetzungen zwischen albanischen Freischärlern und den serbischen Streitkräften über. Bis zum Jahr 1999 vervielfachten sich die Zahlen albanischer Flüchtlinge aus dem jugoslawischen Staatsgebiet,[52] besonders in Richtung der Nachbarländer Albanien und Nordmazedonien sowie in die Europäische Union und die Schweiz.[53] Seither leben 150.000 bis 170.000 Kosovaren in der Schweizer Diaspora.[54] Sie schicken ein Drittel der Remissionen von weltweit einer Milliarde Dollar in die Heimat. Fußballer mit kosovarisch-albanischen Wurzeln wie Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri und Valon Behrami trugen maßgeblich zu den Erfolgen der Schweizer Nationalmannschaft bei.[55]
Nach dem Scheitern der Konferenzen zum Vertrag von Rambouillet begann am 24. März 1999 der Kosovokrieg mit der Bombardierung strategischer Ziele in Jugoslawien durch NATO-Truppen. Begründet wurde das militärische Vorgehen mit dem Ziel eine „humanitäre Katastrophe“ verhindern zu wollen. Der Vorwurf, die jugoslawische Regierung hätte im Rahmen des „Hufeisenplans“ strukturell eine ethnische Säuberung der Kosovo-Albaner geplant, konnte jedoch bisher nicht bewiesen werden.[56] Nach den militärischen Angriffen stimmte die jugoslawische Regierung im Juni 1999 schließlich dem Vorschlag zu, im Kosovo eine Übergangsregierung unter der Leitung der Vereinten Nationen zu etablieren. Daraufhin verabschiedete der UN-Sicherheitsrat am 9. Juni 1999 die Resolution 1244, die eine „zivile und militärische Präsenz“ mit umfangreichen politischen und militärischen Vollmachten vorsah.[57]
KFOR-Sektoren, 2002Die militärischen Aufgaben zur Prävention weiterer Gewalt und Herstellung öffentlicher Sicherheit übernahm eine internationale Mission unter Führung der NATO, die sogenannten KFOR (Kosovo Force). Im Zuge dessen wurde das Land in fünf militärische Verwaltungszonen der truppenstellenden Staaten gegliedert (vgl. Karte rechts). Die politischen Kompetenzen wurden der UN-Mission United Nations Interim Administration Mission in Kosovo (UNMIK) übertragen.
Dem Krieg folgten Gewaltexzesse insbesondere gegen die serbische, aber auch gegen andere Minderheiten der Region.[58] Nach Angabe der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch stellte die KFOR keinen ausreichenden Schutz der Serben und Roma im Kosovo zur Verfügung, welche besonders Übergriffen von Seiten der UÇK ausgesetzt waren.[59] Im August 1999 waren nach UN-Angaben bereits 170.000 der 200.000 Serben aus der Provinz geflüchtet und nach Angabe der Serbisch-Orthodoxen Kirche über 40 Kirchen geplündert oder zerstört worden.[59] Während nahezu alle Kosovo-Albaner innerhalb von Wochen nach Ende der Kämpfe zurückgekehrt waren, war dies für die meisten der geflüchteten Serben nach mehr als vier Jahren noch nicht der Fall,[58][60] zumal dann 230.000 Serben und Nicht-Albaner gezwungen waren, zu fliehen.[61]
Zu einem neuen Höhepunkt der Gewalttätigkeiten kam es mit den pogromartigen Ausschreitungen im März 2004, die überwiegend gegen Serben und ihre religiösen Stätten, aber auch gegen Roma und Aschkali gerichtet waren; etwa 50.000 Personen[62] nahmen an diesen Gewalttätigkeiten teil, bei denen 19 Menschen getötet, mehr als 1000 verletzt und über 4000 vertrieben wurden.[63][64] Die NATO verstärkte daraufhin ihre Präsenz.
Seit Beginn der UN-Mission UNMIK stand der zukünftige politische Status des Kosovo regelmäßig auf der internationalen Tagesordnung. Der Versuch, zu einer einvernehmlichen Lösung zu gelangen, scheiterte allerdings. Darauf folgte am 17. Februar 2008 die einseitige Unabhängigkeitserklärung des Kosovo durch das kosovarische Parlament.
In den Wochen nach der Ausrufung der Republik ereigneten sich weitere Ausschreitungen – diesmal im mehrheitlich von Serben bewohnten Nordkosovo. Die Gewalt konnte erst durch ein Eingreifen der KFOR-Truppen beendet werden.[65] Seither flammt der Konflikt zwischen Serbien und dem Kosovo dort immer wieder auf. 2018 bspw. wurde Oliver Ivanović, ein Politiker der serbischen Minderheit im Kosovo, vor der Zentrale seiner Partei in Mitrovica erschossen.[66]
2023 eskalierte der Konflikt im Überfall in Banjska im Nordkosovo erneut, nachdem ein serbischer Kommandotrupp Polizisten im Nordkosovo angegriffen hatte.[67] Bei dem Angriff wurde ein kosovarischer Polizist getötet. Bei der Erstürmung des Klosters Banjska, wohin sich die Angreifer zurückgezogen hatten, wurden drei von ihnen bei Schusswechseln mit den Sicherheitskräften getötet.[67] Im Kloster wurden große Mengen an Waffen und Munition sowie weitere militärische Ausrüstung sichergestellt.[68]