Yorgos legt hier eine Liebe zum Detail an den Tag, sodass es an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken gibt.
Hinter der FassadeZwar scheinen Setting und vor Allem Kleidung an die viktorianische Zeit angelehnt zu sein, doch schnell merkt man, dass es lediglich eine Fassade ist, hinter der sich aktuelle Probleme unserer Zeit verbergen. Dieser Kontrast zwischen unserem Heute und dem filmischen Gestern verschwimmt, während Bellas Geist zusehends erwachsener wird. Auch in dieser fantastischen Welt gibt es eine Kluft zwischen arm und reich. Auch Sexarbeit folgt nicht dem Konzept der gegenseitigen Befriedigung. Weniger noch! Scheinbar gefällt es manchen Männern sogar, wenn eine Frau gar keine Lust beim Sex empfindet. Vielleicht macht man als Frau nicht unbedingt die gleichen Erfahrungen wie Bella und doch kann man sie nachvollziehen. Und damit kommen wir zu einem großen Thema, welches Poor Things behandelt: die Sexualität von Frauen.
Let’s talk about Sex, babySo ehrlich sieht man auf der Leinwand selten Wahrheiten über Sex und weibliche Lust. Warum soll eine Frau nicht gerne und viel Sex haben? Was ist so schlimm daran, wenn man für Sex Geld bekommt? Diese und viele mehr Fragen stellt sich Bella und mit ihr die Zuschauer:innen. Neben dem unglaublichen Spiel von Emma Stone, sehen wir einen von Mark Ruffalo grandios umgesetzten Duncan Wedderburn, der sich die Zähne an ihr ausbeißt. Er liebt und hasst sie für ihr freies Denken. Er will sie besitzen, aber liebt, dass er sie nie besitzen kann. Das treibt ihn buchstäblich in den Wahnsinn.